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Dem Vergessen unser Engagement entgegensetzen

09. Aug 2012

Die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki wurden 1945 durch Atomwaffen zerstört. An die Menschen, die dabei ihr Leben verloren, aber auch an die wenigen Überlebenden und deren Schicksal erinnern wir zum Jahrestag der Atombombenabwürfe am 6. und 9. August. In Gebet und Stille ehren wir ihr Andenken und bekräftigen ihre Würde durch unser Versprec…

Der Hiroshima-Gedenktag erinnert uns an die Aktualität unserer Verantwortung für eine Politik der nuklearen Abrüstung. Eine Welt ohne Atomwaffen kann erreicht werden, wenn die Weltgemeinschaft sie wirklich will. Fast scheint es aber als habe sich die Gesellschaft so sehr an Atomwaffen als Bestandteil unserer Sicherheitspolitik im Nato-Bündnis gewöhnt, dass die damit verbundene Gefahr völlig aus dem Blick gerät. Politik und Militärstrategien tragen dazu bei, indem sie uns Atomwaffen heute als reine Abschreckungsmaßnahme präsentieren, deren Einsatz eigentlich gar nicht geplant sei. Denn ihre bloße Existenz erziele bereits die erstrebte abschreckende Wirkung.

Die humanitären Katastrophen von Hiroshima und Nagasaki jedoch können sich wiederholen. Die 20.000 existierenden Atomwaffen werden zu einem großen Teil in sofortiger Einsatzbereitschaft gehalten und sind vor unbeabsichtigter Auslösung durch technische Pannen oder menschliche Fehler nicht gefeit. Jeder Einsatz von Atomwaffen, ob politisch gewollt oder unbeabsichtigt, wird Weltklima, Umwelt und Nahrungsgrundlagen massiv und auf Dauer verändern. Hilfsorganisationen könnten im Angesicht der Zerstörungen, die Atomwaffen an Mensch und Natur anrichten, nichts ausrichten.

Der Vatikan wies auf der Überprüfungskonferenz des Atomwaffensperrvertrages im Mai 2012 in Wien gemeinsam mit 15 anderen Staaten sehr deutlich auf diese Gefahr hin und forderte die Atommächte dazu auf, die Vereinbarkeit der Atomwaffen mit internationalem Recht und dem humanitären Völkerrecht zu überprüfen.

Dies konfrontiert die Atommächte mit der Frage, ob nicht bereits Besitz und strategische Drohung mit Atomwaffen eine Verletzung des Kriegsrechtes bedeuten. Ihr Einsatz gefährdet die gesamte Schöpfung. Deshalb hat das 2. Vatikanische Konzil vor nunmehr 50 Jahren von einer "Frist“ gesprochen, "die uns noch von oben gewährt ist“, um nach anderen Methoden der Lösung von Konflikten zu gelangen, "die des Menschen würdiger sind“. Zudem ist der Rüstungswettlauf "eine der schrecklichsten Wunden der Menschheit; er schädigt unerträglich die Armen. Wenn hier nicht Hilfe geschaffen wird, ist zu befürchten, dass er eines Tages all das tödliche Unheil bringt, wozu er schon jetzt die Mittel bereitstellt“ (2. Vat. Konzil, Konstitution „Kirche in der Welt von heute“, Nr. 81).

In den letzten Jahren sind wichtige Abrüstungsverträge geschlossen worden. Jetzt ist es an der Zeit, auch den letzten Schritt hin zu einer Welt ohne Atomwaffen zu tun. Ich möchte ermutigen, immer wieder gegen die nukleare Rüstung anzugehen. Deshalb engagiert sich pax christi in der Kampagne "atomwaffenfrei.jetzt“, um der Forderung nach Abschaffung aller Atomwaffen gemeinsam mit vielen anderen Menschen Nachdruck zu verleihen. Die Opfer von Hiroshima und Nagasaki bleiben eine Mahnung an die Menschheit, die todbringenden Waffen für immer zu ächten.

Berlin, Fulda, 2. August 2012

+ Heinz Josef Algermissen

Präsident von pax christi Deutschland

Bischof von Fulda